Markus Lustig wurde 1925 in einem jüdischen Viertel in Nowy Sącz geboren. Seine Eltern, Ita Kanengisser und Jakub Lustig, waren sehr religiös und erzogen ihre Kinder in diesem Geiste...

Markus
Lustig

Schritt 7 - Vorbereitung

Markus Lustig wurde 1925 in einem jüdischen Viertel in Nowy Sącz geboren. Seine Eltern, Ita Kanengisser und Jakub Lustig, waren sehr religiös und erzogen ihre Kinder in diesem Geiste...

Markus Lustig

Markus Lustig wurde 1925 in einem jüdischen Viertel in Nowy Sącz geboren. Seine Eltern, Ita Kanengisser und Jakub Lustig, waren sehr religiös und erzogen ihre Kinder in diesem Geiste. Markus hatte eine große Schwester, Rachela, und einen kleinen Bruder, Mosze. Er ging auf eine Talmudschule und wollte Rabbi werden.

Nach dem Kriegsausbruch arbeitete Markus u. a. auf einem Bahnhof und in einer Sprudelwasserfabrik. Mehrmals konnte er der Verhaftung und dem Tod nur mit viel Glück entgehen. Von seiner Arbeit konnte er oft die ganze Familie ernähren. Er verkaufte illegal Zigaretten, Sacharin und Hefe und riskierte dabei sein Leben. Bei der sogenannten Zigarettenaktion im Ghetto wäre er beinahe verhaftet worden. Seine Kollegen – andere Händler – wurden aber auf dem jüdischen Friedhof erschossen. Im April 1942 leiteten die Deutschen die sogenannte Aprilaktion ein: Am 29. April erschossen sie auf dem jüdischen Friedhof 300 Menschen. In der Nacht nach der Hinrichtung begannen sie, im Ghetto wahllos Menschen zu töten. Die Soldaten betraten auch die Wohnung der Lustigs. Sie fragten den Vater, was er von Beruf sei, und er sagte, er sei Buchbinder. Darauf befahlen sie ihm, sich umzudrehen, und schossen ihm in den Hinterkopf. Anschließend töteten sie Markus‘ Mutter und Schwester und gingen weiter in sein Zimmer. Markus hatte sich komplett mit der Decke zugedeckt. Die Soldaten erschossen seinen Bruder, bemerkten ihn aber nicht. Markus lang stundenlang regungslos und horchte, während er das Blut seines Bruders am eigenen Leib spürte. Als es still wurde, ging er das Zimmer seiner Eltern. Er konnte nicht mal mehr ihre Gesichter erkennen. Überall lagen Kissenfedern und alles war voller Blut. Markus war alleine geblieben.

Einige Zeit später wurde er zur Zwangsarbeit in das Arbeitslager Rożnów eingewiesen. Als das Ghetto in Nowy Sącz aufgelöst wurde, wurde er in ein Lager in Rytro verlegt und anschließend nach Rzeszów. Dort musste er in einer Fabrik arbeiten, die Flugzeuge herstellte und reparierte. Er erkrankte an Typhus, überlebte aber. In Rzeszów meldete Markus sich freiwillig zur Verlegung ins Lager Pustków. Es stellte sich heraus, dass er dort neue Baracken aufbauen sollte. Im März 1944 wurde Markus ins KL Płaszów verlegt. Dort rettete ihn Oskar Schindler vor dem sicheren Tod. Auf der Suche nach billigen Arbeitskräften kaufte er sich Häftlinge für seine Emaillefabrik in Krakau. Dort fanden ca. 1100 Juden und Jüdinnen Unterschlupf. Markus arbeitete in der Stanzwerkstatt und stanzte sogenannte Büchsen für Granaten. Über seine Arbeit und die Bedingungen in der Emaillefabrik sagte er später: „Ich lebte dort wie Gott in Frankreich.“

Im August 1944 wurden einige Häftlinge aus der Fabrik nach Österreich geschickt. Nach einer beschwerlichen Reise kam Markus in Mauthausen an. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 85366. Er musste beim Ausheben von Tunneln arbeiten und so schwere Lasten tragen, dass er fast darunter zusammenbrach.

Am 6. Mai 1945 wurde Markus Lustig von den amerikanischen Streitkräften im KL Melk befreit. Daraufhin meldete er sich freiwillig zur amerikanischen Armee in Österreich. Er leitete dort einen Offiziersklub. Später wanderte er nach Israel aus, gründete dort eine Familie und arbeitete auf dem Bau. Er spielte zudem als Statist in fast 170 Filmen mit. In seinen letzten Lebensjahren war er Vorsitzender der Vereinigung der Juden von Nowy Sącz in Israel.

Markus Lustig nach der Befreiung aus dem Lager Mauthausen, ein Foto aus der Sammlung des Sądecki Shtetl
Markus Lustig nach der Befreiung aus dem Lager Mauthausen, ein.
Foto aus der Sammlung des Sądecki Shtetl
Markus Lustig mit seiner Familie vor dem 2. Weltkrieg; Foto aus der Sammlung des Sądecki Shtetl
Markus Lustig mit seiner Familie vor dem 2. Weltkrieg;
Foto aus der Sammlung des Sądecki Shtetl
Markus Lustig_ Foto aus der Sammlung des Sądecki Shtetl
Markus Lustig
Foto aus der Sammlung des Sądecki Shtetl

Vorbereitung

Im Laufe der Vorbereitung auf den Völkermord entsteht oft eine besondere Sprache. Man spricht von den geplanten Verbrechen nicht direkt, sondern benutzt verschönernde Begriffe (z. B. „Endlösung der Judenfrage“). Armeen werden gebildet, Waffen gekauft, spezielle Truppen geschult. Gleichzeitig wird die Gesellschaft indoktriniert, um ihr Angst vor den Opfern einzutrichtern und den Völkermord als „Notwehr“ zu rechtfertigen. Wenn zu diesem Zeitpunkt ein bewaffneter Konflikt besteht, wird der Völkermord oft als „Kampf gegen Partisanen“ getarnt.
Um in dieser Phase noch den Völkermord zu verhindern, muss ein Ausnahmezustand verhängt werden. Zudem müssen andere Staaten diplomatischen Druck ausüben und eventuell sogar eingreifen, um das Verbrechen zu verhindern.


Wie hängt die Geschichte dieser Person mit den Phasen des Völkermordes zusammen?

Markus Lustig wurde Augenzeuge, wie die Nazis den Plan zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung vorbereitet und durchgeführt haben. Er wurde auch selbst Opfer von Repressalien und Aktionen, deren Ziel die Vernichtung aller Juden und Jüdinnen war. In seiner Heimatstadt Nowy Sącz konnte er viele Stufen der Diskriminierung, Isolierung und Ermordung der jüdischen Gemeinde beobachten. Obwohl Markus Lustig einem von langer Hand geplanten und stufenweise durchgeführten Verbrechen zum Opfer fiel, ließ er sich seinen Lebenswillen nicht nehmen. Nach dem Krieg führte er ein aktives Leben; er erzählte öffentlich seine Geschichte und vermittelte den nachfolgenden Generationen Wissen darüber, wozu Hass und Übel führen können.