„Es muss auch der letzten Kuhmagd in Deutschland klargemacht werden, dass das Polentum gleichwertig ist mit Untermenschentum […] bis jeder in Deutschland jeden Polen im Unterbewusstsein als Ungeziefer ansieht.“ Anweisung Nr. 1306 des Reichspropagandaministeriums vom 24.10.1933

Katarzyna
Filipek

Katarzyna Filipek

Schritt 4 - Entmenschlichung

„Es muss auch der letzten Kuhmagd in Deutschland klargemacht werden, dass das Polentum gleichwertig ist mit Untermenschentum […] bis jeder in Deutschland jeden Polen im Unterbewusstsein als Ungeziefer ansieht.“ Anweisung Nr. 1306 des Reichspropagandaministeriums vom 24.10.1933

Katarzyna Filipek (z domu Osielak), ur. 12.03.1897 r., w Tokarni

Seit dem Tod ihres Mannes 1939 lebte Katarzyna Filipek mit ihren sieben Kindern allein auf einem kleinen Bauernhof in Tokarnia in Kleinpolen. Im Frühjahr 1943 stand plötzlich die jüdische Familie Sternlicht vor ihrer Tür: vier Erwachsene und zwei Kinder, die versuchten, dem Holocaust zu entfliehen. Der Dorfschultheiß Stefan Barglik hatte sie zu den Filipeks geschickt, in der Hoffnung, dass das abseits gelegene Haus der Witwe sich als ein gutes Versteck erweist. Katarzyna zögerte, da ihr bewusst war, welcher Gefahr sie sich aussetzte. Trotzdem stellte sie der Familie ihre Scheune zur Verfügung, und als der Winter kam, ließ sie sie auf dem Dachboden übernachten.

Im Januar 1944 wurde Katarzyna denunziert, und die Gestapo durchsuchte ihr Haus. Die Gestapo männer steckten den Hof in Brand und erschossen die jüdische Familie an Ort und Stelle. Katarzyna und die Ehefrau des Dorfschultheiß, Maria Barglik, wurden verhaftet und zum Tode verurteilt. Die Frauen wurden im Sitz der Gestapo in Zakopane inhaftiert, erschossen und in einem Wald bei Nowy Targ verscharrt. Das Urteil wurde im März 1944 vollstreckt.

Die Kinder von Katarzyna Filipek überlebten den Krieg. Ihre älteste Tochter Maria kümmerte sich um die jüngeren Kinder. Die Geschwister erfuhren erst 1985, was mit ihrer Mutter passiert war. 1988 erhielt Katarzyna Filipek posthum die Medaille und den Titel „Gerechte unter den Völkern“.

Antisemitisches Propagandaplakat des Reichspropagandaministeriums (PROM), das 1942 in den Straßen Polens ausgehängt wurde, während der Besatzung des Landes (1939-1945). Quelle: Narodowe Archiwum Cyfrowe (Nationales Digitalarchiv, Signatur 2-11632)
Antisemitisches Propagandaplakat des Reichspropagandaministeriums (PROM), das 1942 in den Straßen Polens ausgehängt wurde, während der Besatzung des Landes (1939-1945).
Quelle: Narodowe Archiwum Cyfrowe (Nationales Digitalarchiv, Signatur 2-11632)
Der Wald "Bór", Nowy Targ. Autor: Tomasz Cebulski
Der Wald "Bór", Nowy Targ.
Autor: Tomasz Cebulski
Die Scheune, in dem Katarzyna Filipek die jüdische Familie versteckte. Autor: Tomasz Cebulski
Die Scheune, in dem Katarzyna Filipek die jüdische Familie versteckte.
Autor: Tomasz Cebulski
Die Scheune, in dem Katarzyna Filipek die jüdische Familie versteckte. Autor: Tomasz Cebulski
Die Scheune, in dem Katarzyna Filipek die jüdische Familie versteckte.
Autor: Tomasz Cebulski
Das Dorf Tokarnia, in dem Katarzyna Filipek lebte. Autor: Tomasz Cebulski
Das Dorf Tokarnia, in dem Katarzyna Filipek lebte.
Autor: Tomasz Cebulski
Das Dorf Tokarnia, in dem Katarzyna Filipek lebte. Autor: Tomasz Cebulski
Das Dorf Tokarnia, in dem Katarzyna Filipek lebte.
Autor: Tomasz Cebulski
Das Dorf Tokarnia, in dem Katarzyna Filipek lebte. Autor: Tomasz Cebulski
Das Dorf Tokarnia, in dem Katarzyna Filipek lebte.
Autor: Tomasz Cebulski
Haus und Scheune, in dem Katarzyna Filipek die jüdische Familie versteckte. Autor: Tomasz Cebulski
Haus und Scheune, in dem Katarzyna Filipek die jüdische Familie versteckte.
Autor: Tomasz Cebulski
Grab von Katarzyna Filipek, Helena Migiel und Maria Barglik. Autor: Tomasz Cebulski
Grab von Katarzyna Filipek, Helena Migiel und Maria Barglik.
Autor: Tomasz Cebulski
Der Wald "Bór". Autor: Tomasz Cebulski
Der Wald "Bór".
Autor: Tomasz Cebulski
Der Wald "Bór", in dem Katarzyna Filipek hingerichtet wurde. Autor: Tomasz Cebulski
Der Wald "Bór", in dem Katarzyna Filipek hingerichtet wurde.
Autor: Tomasz Cebulski
Der Wald "Bór", Nowy Targ. Autor: Tomasz Cebulski
Der Wald "Bór", Nowy Targ.
Autor: Tomasz Cebulski

Entmenschlichung

Von Entmenschlichung sprechen wir, wenn einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen die Menschlichkeit abgesprochen wird. Das kann z. B. durch den Vergleich zu Tieren, Insekten oder Krankheiten erfolgen. Die Entmenschlichung dient dazu, Menschen die natürliche Abneigung gegen das Töten anderer Menschen zu nehmen. Durch Propaganda wird der dominanten Gruppe vermittelt, dass die anderen „minderwertig“ sind, dass sie „keine Menschen“ sind und somit kein Recht haben, in der Gesellschaft zu leben. Der Opfergruppe hingegen werden Würde und Identität weggenommen. Manchmal sogar ihre Namen, die z. B. im Holocaust durch Nummern ersetzt wurden.
Der Entmenschlichung kann man entgegenwirken, indem man sich offen gegen Hassrede stellt, Hasspropaganda gesetzlich verbietet, Organisationen für illegal erklärt, die eine solche Propaganda verbreiten, und Personen, die Hass- oder andere Gewaltverbrechen begehen, sofort bestraft.


Was ist der Bezug dieser Geschichte zu den Phasen des Völkermordes?

Katarzyna Filipek widersetzte sich der Entmenschlichung, von der Jüdinnen und Juden, Polinnen und Polen sowie andere Nationen und Minderheiten im Zweiten Weltkrieg betroffen waren. Obwohl sie das Risiko und die möglichen Folgen ihrer Entscheidung kannte, versteckte sie eine jüdische Familie bei sich zu Hause. Damit blieb sie den humanistischen Werten treu, doch sie bezahlte dafür den höchstmöglichen Preis. Weil Katarzyna sich gegen die Entmenschlichung anderer stellte, fiel sie ihr selbst zum Opfer – sie wurde von den Nazis ermordet und in einem namenlosen Massengrab beigesetzt. Nicht nur das Recht auf Leben wurde ihr genommen, sondern auch das Recht auf eine würdevolle Bestattung. Auch blieb ihrer Familie das Recht verwehrt, zu erfahren, was nach der Verhaftung mit ihr passiert war. Durch die Entmenschlichung war es nicht nur einfacher, Verbrechen zu begehen, sondern auch sie zu vertuschen und die Erinnerung an die Opfer auszulöschen.

Die Gestapo, Geheime Staatspolizei, war eine politische Polizei, die im Dritten Reich nach der Machtergreifung Hitlers ins Leben gerufen wurde. Sie war nicht nur Hauptermittler in politischen Verfahren, sondern entschied auch darüber, wer ins Konzentrationslager kam. 1939-1945 war die Gestapo ein Teil des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Im Zweiten Weltkrieg gehörte sie zu den Organisationen der Besatzungsmacht, die die meisten Opfer auf dem Gewissen hatten. 1946 erklärte der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg die Gestapo zu einer verbrecherischen Organisation.