Jan Jantoń wurde am 11. April 1911 geboren. Er lebte mit seiner Frau Bronisława und den vier gemeinsamen Kindern im Dorf Wola Brzostecka und war Landwirt...
Jan Jantoń
Jan Jantoń wurde am 11. April 1911 geboren. Er lebte mit seiner Frau Bronisława und den vier gemeinsamen Kindern im Dorf Wola Brzostecka und war Landwirt. Im Sommer 1942 fing Jans Familie an, der befreundeten jüdischen Familie Fisch zu helfen. Die sechsköpfige Familie Fisch – Sara Hena, Mojżesz und ihre Kinder Róża, Rachel, Feige und Mojżesz – war aus dem Ghetto in Brzostek geflohen und versteckte sich auf dem Bauernhof der Jantońs. Als es dort für sie zu gefährlich wurde, organisierte Jan Jantoń ihnen ein Versteck im nahegelegenen Wald. Dort versorgten die Jantońs sie regelmäßig mit Essen und anderen wichtigen Sachen. Sie wurden aber verraten und am 8. Dezember 1942 entdeckten deutsche Gendarmen und polnische sogenannte blaue Polizisten das Versteck. Die ganze Familie Fisch wurde ermordet. Leider war genau zu dem Zeitpunkt auch Jan Jantoń zum Versteck gekommen, um seinen Freunden Essen zu bringen. Dafür, dass er einer jüdischen Familie geholfen hatte, wurde er an Ort und Stelle erschossen. Jan Jantoń und die Familie Fisch wurden in einem gemeinsamen Grab unweit des Verstecks bestattet. 1992 wurden Bronisława und Jan Jantoń posthum als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet.
VERFASSERIN: Larysa Michalska
Vernichtung
In dieser Phase kommt es zum Völkermord. Die Täter*innen selbst verwenden diesen Begriff nicht, da sie ihre Opfer nicht als Menschen sehen. Wenn der Staat selbst für den Völkermord verantwortlich ist, sind auch die Streitkräfte daran beteiligt. Manchmal wird aus Rache für einen Völkermord zurückgeschlagen und der Teufelskreis geht weiter. Die Opfer werden erneut entmenschlicht: Ihre Leichen werden oft verstümmelt und in Massengräbern verscharrt. Auch das kulturelle und religiöse Erbe der Opfergruppe wird zerstört.
Einen Völkermord, der bereits angefangen hat, kann nur noch eine schnelle und effektive bewaffnete Intervention aufhalten. Sogenannte sichere Zonen oder Fluchtkorridore, die von internationalen Streitkräften geschützt werden, können das Leben vieler Menschen retten. Gemäß dem Konzept der Schutzverantwortung ist die internationale Staatengemeinschaft seit 2005 verpflichtet, in solchen Situationen zu reagieren, um Menschenleben zu schützen.
Wie hängt die Geschichte dieser Person mit den Phasen des Völkermordes zusammen?
Jan Jantoń war Zeuge und Opfer des schrecklichen Übels, das der Zweite Weltkrieg anrichtete. Er musste mit ansehen, wie seine jüdischen Nachbar*innen und Freund*innen schikaniert, gedemütigt, verfolgt und ermordet wurden. Obwohl auf jegliche Hilfe für Juden und Jüdinnen die Todesstrafe stand, entschied sich Jan zusammen mit seiner Ehefrau, den Bedürftigen zu helfen – wohl wissend, dass er dadurch sich selbst und seine Familie in Gefahr brachte.